Sonntag, 14. Juni 2009

Erweiterung der Denkgrenzen, unendlich plus 1

Was kommt nach unendlich? Gibt es unendlich plus 1?

Mathematiker haben es immer wieder geliebt, das Undenkbare zu denken und in mathematische Ordnung zu bringen. Julien Linassier leitet seien Artikel "unendlich plus 1" in der Spezialausgabe 2/05 der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft wie folgt ein: "Kann man nach dem Unendlichen einfach weiterzählen? Ja, und es hat sogar einen Sinn. Die transfiniten Zahlen dienen dazu, gewisse unendliche Mengen in eine Ordung zu bringen." Weiter unten erklärt er: "Transfinit" steht für "jenseits des Endlichen".

Statt hier den mathematischen Exkurs wiederzugeben will ich mich dem Thema "unendlich plus 1" spirituell-philosophisch annähern. In unserer Zeit-Raum-Realität erleben wir unsere Endlichkeit täglich. Zeitliche Endlichkeit erfahren wir beim prüfenden Blick in den Spiegel oder dem Blick auf die Uhr vor einem Abgabetermin. Die räumliche Endlichkeit zeigt sich wenn wir im Stau stehen oder den Kopf an einem Balken anstossen. In so einem Umfeld sich Unendlichkeit zu denken ist schon schwierig, umso mehr unendlich plus 1.

Und doch werden unsere höchsten Attribute und Auszeichnungen für ausserordentliche Leistungen aus der Aura des Unendlichen gewählt. Seit dem Sieg von Roger Federer an den French Open am letzten Wochenende trägt er Titel wie "definitiv bester Tennisspieler aller Zeiten" oder seine Leistung wird umschrieben mit "dieser Sieg macht Roger Federer definitiv unsterblich". Um unsere Affinität zur Unendlichkeit bewusst zu machen, reicht also bereits die Tagespresse.

Mehr aus spiritueller Sicht erlaube ich mir die Frage: meinst du, dass ein unendlich grosser Gott Mühe hat über unsere Unendlichkeitsvorstellungen hinauszugehen? Wie lächerlich tönt es für ein Bewusstsein das schon immer war, immer ist und immer sein wird, dass etwas unsterblich sein soll? Nach den meisten Religionen wurde die Welt in der wir leben von einem Gott erschaffen. Wenn also ein Gott unsere Welt, unser Universum erschaffen will (wollte), ist es dann nicht logisch und sinnvoll, dass dieser Gott ausserhalb der geschaffenen Realität existiert? Also ausserhalb unserer Endlichkeit? Wenn also dieser Gott ausserhalb unserer Endlichkeit existiert, so ist wohl seine Vorstellung von unendlich nicht das gleiche Unendlich wie das Unsere, oder?

Oder anders gesagt: Wenn wir Gott suchen mit der Vorstellung, dass er sich in unserer Unendlichkeit befindet, so bleiben wir im Raum unserer Unendlichkeit stecken und können die wahre Grösse dieses Gottes, ausserhalb unserer Unendlichkeit, nicht erfahren. Die wahre Grösse des Göttlichen beginnt folglich ausserhalb unserer Vorstellung von Unendlich, also bei unendlich plus 1. Einverstanden?

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